27.01.2021Politik & Wirtschaft

Corona-Pandemie hat Wirtschaft weiter im Griff

DIW Konjunkturbarometer Januar: Deutsches Bruttoinlandsprodukt dürfte im ersten Quartal 2021 um drei Prozent sinken.

Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbunden Einschränkungen haben die deutsche Wirtschaft weiter fest im Griff. Nachdem es im Schlussquartal 2020 stagniert haben dürfte, ist für das erste Vierteljahr des laufenden Jahres mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um drei Prozent zu rechnen, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Insbesondere im Dienstleistungsbereich sinkt die Wertschöpfung deutlich und liegt weit unter der des vergangenen Sommers – und selbst damals war das Vor-Corona-Niveau noch ein ganzes Stück entfernt“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. „Derzeit gehen wir davon aus, dass der harte Lockdown bis Ende Februar aufrechterhalten und dann allmählich aufgehoben wird – und das ist das optimistische Szenario. Vor der deutschen Wirtschaft liegt also ein langer und steiniger Weg, bevor sie wieder wachsen kann“, so Michelsen weiter. Das DIW Konjunkturbarometer stehe mit aktuell 113 Punkten dennoch vergleichsweise gut da, obwohl es im Vergleich zum dritten Quartal um 17 Punkte gefallen sei. Damit dürfte es als statistisches Modell, das vor allem langfristige Zusammenhänge erfasse, die Lage aber überschätzen. Vor allem die nach wie vor robuste Industriekonjunktur täusche: Die Unternehmen seien auf die aktuelle Situation wohl besser vorbereitet gewesen als während des ersten Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres und können daher weiter produzieren. Lieferketten schienen bislang nicht so gravierend gestört und die Exportnachfrage sei nicht eingebrochen. Amtliche Zahlen zur Industrieproduktion lägen allerdings nur bis November vor, als lediglich der „Lockdown light“ in Kraft gewesen sei. Bis dahin habe sich die ausländische Nachfrage günstig entwickelt und auch die Kfz-Produktion, die im vergangenen Jahr besonders getroffen wurde, sei ausgeweitet worden. Vorzieheffekte aufgrund des vorübergehend reduzierten Mehrwertsteuersatzes dürften laut DIW-Einschätzung ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Die anhaltenden Einschränkungen werden nach und nach aber wohl auch die Industrie beeinträchtigen, erklärt Simon Junker , DIW-Experte für die Konjunktur in Deutschland: „Insbesondere in der Automobilindustrie hat sich die Stimmung jüngst merklich eingetrübt.“ Ein längerer Lockdown würde das Wachstum im ersten Quartal weiter belasten, sich vor allem aber auf das zweite Quartal negativ auswirken. Lasse sich indes das Infektionsgeschehen eindämmen, bestehe die Hoffnung auf eine rasche Erholung, wie sie auch im dritten Quartal des vergangenen Jahres eingesetzt hatte. Die neuerlichen Lockdowns hätten jedoch die Substanz vieler Unternehmen weiter verschlechtert, was das Risiko einer Insolvenzwelle – zumindest in den besonders betroffenen Branchen – erhöhe.