14.05.2025BME-News

16. BME-eLÖSUNGSTAGE im Zeichen von KI und Digitalisierung

Rund 1.000 Teilnehmende trafen vom 13. bis 14. Mai 2025 in Düsseldorf auf das „Who is Who“ im Bereich E-Procurement.
Hielt eine begeisternde Eröffnungsrede: BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Lars Kleeberg.© Anne Wirtz/BME e.V.

KI im Einkauf: Hype oder Wettbewerbsvorteil? Auf den 16. BME-eLÖSUNGSTAGEN diskutierten rund 1.000 Fachleute aus Einkauf, SCM und Logistik vom 13. bis 14. Mai 2025 in Düsseldorf, welche Technologien echten Mehrwert bringen.

„Was uns zu der größten Veranstaltung für e-Lösungen im Einkauf zusammenbringt, ist mehr als nur Technologie. Es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen – unter komplexen geopolitischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Und: Es geht darum, KI strategisch zu denken, nicht nur in Pilotprojekten, sondern als Teil der Unternehmens-DNA“, sprach Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des BME, in seiner Eröffnungsrede.

Dass KI zu selten strategisch eingesetzt werde, bestätigten die Ergebnisse aktueller BME-Umfragen: Es fehle an Top-Down-Initiativen, systematischer Integration und klarer strategischer Verankerung im Management. „Dabei ist KI der Schlüssel, Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu erkennen, Prozesse zu automatisieren, Compliance-Vorgaben in Echtzeit umzusetzen und fundierte Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. Wir haben noch viel Potenzial, das es auszuschöpfen gilt“, erklärte Dr. Kleeberg.

Kurzum: Ohne strategischem Einsatz von KI droht ein Wettbewerbsnachteil. „Wir stehen im harten Wettbewerb. Jetzt ist der Zeitpunkt, KI technisch und unternehmerisch zu denken – als Hebel für Effizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit“, appellierte Dr. Lars Kleeberg ans Publikum.

Auch wenn das Alte Kesselhaus diesmal aus Brandschutzgründen nicht zur Verfügung stand, war die Stimmung im Areal Böhler gut. „Die hohe Beteiligung zeigt, dass das Interesse an praxisnaher Orientierung in einem zunehmend komplexen Umfeld ungebrochen ist“, sagte Dr. Kleeberg.

Rund 100 Partner und Aussteller, vom Spezialisten bis zum Global Player, stellten in der begleitenden Fachmesse innovative Lösungsansätze zur Optimierung der Beschaffungsorganisation vor. „Nutzen wir die BME-eLÖSUNGSTAGE, um Wissen zu teilen, neue Perspektiven zu gewinnen und als BME-Community gemeinsam Fortschritt zu gestalten“, unterstrich Dr. Kleeberg zum Abschluss.

Erfolgreich durch die digitale Transformation: Wie sich Mensch und KI ergänzen

Mensch und KI müssen nicht in Konkurrenz zueinanderstehen. Es gilt viel mehr, die jeweiligen Stärken für den Einkauf zu nutzen. So lautete das Fazit der Keynote Speaker im ersten Teil des Plenums der 16. BME-eLÖSUNGSTAGE.

Wie wichtig die Entwicklung analoge Ideen in einer digitalen Welt sind, erklärte Dr. Henning Beck, Neurowissenschaftler und Autor. Denn laut Beck ersetzt die KI das menschliche Denken nicht. Während die KI lediglich Daten sammelt, ist das menschliche Gehirn erst in der Lage, diese auszuwerten und in kreative Ideen umzusetzen. Die KI sei deshalb eine gute Unterstützung bei der Verarbeitung großer Datenmengen, messbarere Kennzahlen und Prozessoptimierung. Man müsse aber die Grenzen dieser Technologien verstehen, da sie nicht über kreatives Denken verfügt und nicht zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden kann. Darüber verfügt nur das menschliche Gehirn. Beck plädierte deshalb dafür, mehr Ideen zu wagen, keine Angst vor Fehlern zu haben und einfach zu „machen, statt perfekt zu machen“.

Laut Patrick Foelck, Head of Strategy & Transformation, Roche, sollte der Einkauf die Chance ergreifen, Veränderung selber voranzutreiben. Der technologische Wandel müsse angenommen werden und der Einkauf müsse sich strategisch so aufstellen, dass er für das eigene Unternehmen wertvoll und relevant bleibe. Wichtig ist laut Foelck, den Fokus zu verändern. Dazu gehöre auch, mehr die Kundenperspektive einzunehmen und in Lösungen zu denken und eine gute Digitalisierungsstrategie aufzustellen, da durch den klugen Einsatz moderner Technologien erhebliche Kostensenkungen im operativen Einkauf möglich seien. Entscheidend sei aber auch, dass in die Entwicklung von Talenten investiert werde. Während die KI Daten sammele, sei es immer noch der Mensch, der diese analysiert, interpretiert und damit agiert.

"Machen ist wie wollen - nur krasser!"

Das Zusammenspiel Mensch und KI stand auch im Mittelpunkt des zweiten Teils des Plenums der BME-eLÖSUNGSTAGE.

Digitalisierung nachhaltig im Unternehmen zu verankern, ist das Ziel von Thomas Holzner, Founder of DigiNetworks, Siemens AG. Auch er plädierte dafür, die Mitarbeitenden bei der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie frühzeitig einzubeziehen, damit die Technik akzeptiert und genutzt wird. Bei Siemens wurde zu diesem Zweck das Projekt DigitalMIND ins Leben gerufen. Neben der Teilnahme an Workshops können die Mitarbeitenden in Challenges Aufgaben lösen, die das Verständnis für digitale Anwendungen fördern, und dabei Coins gewinnen, die in einem Belohnungsproramm eingelöst werden (z.B. in einem Coffee Talk mit dem CPO). Ziel ist es, dass sich die Mitarbeitenden und damit das Unternehmen immer weiterentwickeln. Laut Holzner lautet das Motto: „Machen ist wie wollen – nur krasser!“

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion betonten die Teilnehmenden, dass die Technik nicht die Lösung für Herausforderungen ist, sondern ein Enabler für den Einkauf. Letztlich könnte die menschliche Erfahrung nicht durch die KI ersetzt werden. Bei einer echten Transformation sei das Mindset entscheidend, deshalb müssten die Mitarbeiten ins Boot geholt werden. Hier sei es Aufgabe der Führungskräfte, mit gutem Beispiel voranzugehen und „Mut zum Risiko“ zu zeigen. Das schließe einen positiven Umgang mit Fehlern ein.

Innovative Beschaffung im Fokus

Zukunftsfähige Partnerschaften und digitale Integration waren die zentralen Themen des Fachforums „Innovative Beschaffung“ am zweiten Kongresstag.

Das Potenzial, das die Nutzung von AI-Agents im Einkauf darstellen kann, thematisierte Jens Zoll, Business Acceleration Lead, der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Laut Zoll werden sich die Anforderungen an die Rollen des Einkaufs sowie dessen Interaktion mit Geschäftspartnern und Lieferanten in den nächsten Jahren wesentlich verändern. AI-Agenten können dabei unterstützen. Die Grundlage für eine sinnvolle Verwendung dieser Agenten sind laut Zoll Datenverfügbarkeit und solides Prozesswissen. Denn solange Interaktionen, Informationspunkte und Daten nicht digitalisiert im System vorliegen, blieben AI-Agenten „blind“. Werden sie allerdings intelligent angelegt, können AI-Agenten dort einen Mehrwert liefern, wo Effizienzanforderungen auf komplexe Entscheidungen treffen.

Wie Lieferantenintegration Procure-to-Pay erfolgreich umgesetzt werden kann, erklärte Henrik Westkamp, Leiter Einkauf und Logistik, Westdeutsche Lotterie GmbH & Co. OHG. Zu den Kernzielen des Umbaus der technologischen Systemlandschaft im Einkauf zählt er den Ausbau der digitalen Infrastruktur, eine höhere Effizienz durch Prozessstandards sowie eine umfassende Integration der Lieferanten. Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Transformation sind laut Westkamp die frühzeitige Einbindung der Lieferanten in die technische Lösung, der regelmäßige Austausch sowie die Festlegung standardisierter Abläufe.

Zwischen Bot und Balance: Wie der Einkauf sich neu erfindet

Wo liegen die Chancen von KI im Einkauf? Wo die Grenzen und wann sprechen wir vom wirtschaftlichen Mehrwert? Im Fachforum „Die Zukunft des Einkaufs: KI-Strategien, Automatisierung und digitale Wertschöpfung“ wurde auf den 16. BME-eLÖSUNGSTAGEN nicht theoretisiert, sondern aus der Praxis berichtet – fundiert, reflektiert, aber vor allem lösungsorientiert.

Max Asprion, Senior Expert Procurement Excellence bei thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH, zeigte, wie sein Unternehmen den Wandel aus eigener Kraft gestaltet hat. Das bisherige System war stabil, aber schwerfällig: automatische Bestellungen, elektronische Kataloge, IT-lastige Prozesse. Für standardisierte Bedarfe ideal, für ein dynamisches Marktumfeld zunehmend hinderlich.

Asprions Antwort war ebenso pragmatisch wie wegweisend: Ein kosteneffizienter Digitalisierungsansatz, der Fachabteilungen nicht außen vorlässt, sondern einbindet. Die Mitarbeitenden digitalisieren ihre Prozesse selbst – intuitiv, integriert in Tools wie Microsoft Teams oder SharePoint. Bots übernehmen wiederkehrende Aufgaben, das Zusammenspiel von SAP, Excel und Outlook wird durch Robotic Process Automation (RPA) automatisiert. Das spart nicht nur Zeit, sondern schafft Raum für strategische Aufgaben.

Und die Vorteile sind handfest: schnellere Integration, einfachere Skalierbarkeit und eine deutliche Entlastung der Belegschaft. Der Einkauf würde dadurch nicht kleiner, sondern smarter. RPA zeige, wie technologische Hilfsmittel dabei helfen können, Qualität und Geschwindigkeit zu steigern – ohne das Menschliche zu verlieren.

Einen Schritt weiter ging Hazim Okanovic. Als Lead Strategischer Einkauf & Digitalisierung bei RTL Deutschland denkt er strategisch. Er warnte vor unrealistischen Erwartungen. KI, so Hazim Okanovic, sei kein Plug-and-Play-Instrument. Im Gegenteil: Unternehmen sollten sich vor der Einführung von KI basierten Lösungen kritisch mit den Folgen auseinandersetzen. KI müsse implementiert, trainiert und wirtschaftlich bewertet werden. Hazim Okanovic: „Wer klug investiert, kann echte Mehrwerte realisieren. Suchkosten senken, Entscheidungsprozesse beschleunigen, Risiken frühzeitig erkennen – das Potenzial ist riesig, sofern Unternehmen nicht der Technik, sondern der Strategie den Vorrang geben.“

Und gerade darin liege die Stärke der deutschen Wirtschaft: in der Fähigkeit, Wandel mit Augenmaß zu gestalten. Der Einkauf würde in Zukunft nicht nur digitaler, sondern agiler. „KI wird dabei helfen, komplexe Zusammenhänge schneller zu durchdringen, Bots werden Prozesse stützen, nicht ersetzen. Entscheidend bleibt der Mensch – als Taktgeber, als Entscheider, als Innovator“, so Okanovic.

Save the Date: Die nächsten BME-eLösungstage finden am 19. und 20. Mai 2026 wieder im Areal Böhler statt.

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Bianka BlankenbergPressesprecherin+49 6196 5828-108bianka.blankenberg@bme.de