18.11.2022International

Außenhandel trotzt Abwärtsstrudel der Weltkonjunktur

AHK World Business Outlook Herbst 2022 veröffentlicht: Trotz wenig hoffnungsvoller Konjunkturerwartungen zeigen sich deutsche Unternehmen an internationalen Standorten aktuell noch robust.
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Die Weltwirtschaft steht aus Sicht der internationalen deutschen Unternehmen vor einem frostigen Winter. Hauptgründe sind die ökonomischen Konsequenzen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie die Null-Covid-Politik Chinas. Das zeigt die aktuelle Auswertung des „AHK World Business Outlook Herbst 2022“ – einer Befragung unter mehr als 3.100 im Ausland aktiven deutschen Unternehmen. Sie spürten in nahezu jedem Winkel der Erde große Herausforderungen in ihrem geschäftlichen Umfeld. Doch immerhin seien die wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Regionen nicht so pessimistisch wie in Europa und Deutschland.

Danach rechnet knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) mit einem konjunkturellen Abschwung an seinem jeweiligen Standort. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, gingen mehr Unternehmen (65 Prozent) von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus. Demgegenüber erwarten nur noch 17 Prozent (Frühjahr: 21 Prozent), dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. Während sich die Perspektiven vor allem in Europa verschlechtern, sind Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum (ohne China), in Afrika, Nah- und Mittelost, sowie Süd- und Mittelamerika und Nordamerika weniger pessimistisch.

Trotz wenig hoffnungsvoller Konjunkturerwartungen zeigen sich deutsche Unternehmen an internationalen Standorten aktuell noch robust: So melden knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) eine gute Geschäftslage und damit ähnlich viele wie in der Vorumfrage (48 Prozent). Für ebenfalls 45 Prozent laufen die aktuellen Geschäfte immerhin befriedigend. Nur jedes zehnte Unternehmen (Frühjahr: elf Prozent) berichtet von einer schlechten Geschäftslage. „Der Aufholeffekt von Auftragsstaus in der Industrie, oder dem Neustart für Dienstleister nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sowie eine stellenweise Entspannung bei den globalen Lieferketten, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht. Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben“, teilte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Berlin mit.

Dennoch: Auch unter den auslandsaktiven deutschen Unternehmen mehren sich die Sorgenfalten. „Die aktuellen Krisen sind vielfältig und in ihren Auswirkungen nur schwer abzuschätzen“, so der Außenwirtschaftschef. „Unsere Unternehmen melden uns von Sorgen, die sie angesichts der geopolitischen Entwicklungen, einem fortschreitenden Decoupling und einer drohenden Rezession der Weltwirtschaft haben“, so Treier weiter.

Gut zwei von fünf Unternehmen (42 Prozent) nennen vor dem Hintergrund der mehrwöchigen Lockdowns in China und der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhaltende Störungen in den Lieferketten als erhebliches Risiko für ihr Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Turbulenzen auf den Weltmärkten für Rohstoffe und Energie, ausgelöst beziehungsweise verschärft durch den russischen Krieg in der Ukraine.

„Die im AHK World Business Outlook Herbst 2022 getroffene Einschätzung, wonach sich viele deutsche Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten mit einer Fülle von Risikofaktoren konfrontiert sehen, wird von unseren Mitgliedern bestätigt“, sagte Olaf Holzgrefe, Leiter des Bereichs International im Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Auch sie rechneten mit anhaltenden Herausforderungen in der Lieferkette. „Das geht von der Verfügbarkeit über den Preis bis hin zu weiter auftretenden Störungen“, fügte Holzgrefe hinzu. Zudem belasteten steigende Energiekosten, volatile Rohstoffpreise und eine geringere Nachfrage bis weit ins kommende Jahr die Planungen der Einkaufschefs.

Der Einkauf müsse sich den geopolitischen Veränderungen stellen und seine Geschäftsmodelle anpassen. „Deshalb raten wir den Firmen unseres Netzwerkes, frühzeitig nach geeigneten Maßnahmen zur Krisenabwehr zu suchen. Was sie aktuell auch schon tun. Nur dann können sie den Geschäftserfolg in ihren Auslandsmärkten langfristig sichern“, zeigte sich Holzgrefe überzeugt. Dazu gehöre aber auch, über neue Beschaffungs-, Vertriebs- und Investitionsstrategien intensiv nachzudenken und Alternativen in der Hinterhand zu haben.

Frank RöschChefredakteur BIP und eSolution Report+49 6196 5828-155frank.roesch@bme.de