15.11.2022Logistik & Supply Chain

Automatisierung des B2B-Handels ausbaufähig

Jaggaer-Studie zeigt: Zu den größten damit einhergehenden Schwierigkeiten gehören die gleichzeitige Verwaltung mehrerer Lieferantenplattformen, manuelle Prozesse und die Kommunikation mit den Einkäufern.
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Die meisten Zulieferer sind sich der hohen Bedeutung von Automatisierung bewusst, haben jedoch noch nicht mit der Umsetzung begonnen. Dies geht aus dem neuen State of the Supply Side Report 2022 von Jaggaer, einem Anbieter digitaler Procurement-Lösungen, hervor. Danach geben nur neun Prozent der befragten Lieferanten an, den gesamten B2B-Handel bereits vollständig automatisiert zu haben. Und das trotz erheblicher Effizienzeinbußen, die die Unternehmen in ihrem Fortschritt bremsen, heißt es in einer Pressemitteilung der Jaggaer Deutschland GmbH.

Als wichtigste zu automatisierende Prozesse benennen die Lieferanten dabei zu 43 Prozent die Beantwortung von Angebotsanfragen (Request-for-Proposals) sowie die Erfassung und Verwaltung von Rechnungen. Entgegen der Erwartung schreite die Transformation dieser Bereiche jedoch nur langsam voran: 89 Prozent der Zulieferer geben an, dass sie ersteren Prozess bislang nicht oder nur teilweise automatisiert haben, während dies bei 84 Prozent auch im Rechnungsmanagement der Fall ist.

Weitere Ergebnisse der Jaggaer-Studie:

Störungen in der Lieferkette treffen die Lieferanten schnell und hart. So geben 73 Prozent der Zulieferer an, dass Engpässe ihr Geschäft stark oder sehr stark beeinträchtigen. Weitere Herausforderungen stellen derweil die Inflation (69 Prozent), der Arbeitskräftemangel (62 Prozent), die angespannten Produktionskapazitäten (53 Prozent) sowie geopolitische Risiken (50 Prozent) dar.

Die Mehrheit der Zulieferer hinke in Sachen Automatisierung hinterher. Zu den größten damit einhergehenden Schwierigkeiten gehören die gleichzeitige Verwaltung mehrerer Lieferantenplattformen (65 Prozent) sowie manuelle Prozesse und die Kommunikation mit den Einkäufern (39 Prozent).

Die betrieblichen Herausforderungen im Back-End-Betrieb behindern die Lieferanten stark. Sie seien sich aber bewusst, dass sie mit den richtigen Technologien und mehr Zeit ihre strategischen Ziele vorantreiben können, was für 74 Prozent den Ausbau des Geschäfts, für 72 Prozent die Stärkung von Kundenbeziehungen sowie für 59 Prozent Rentabilitätssteigerungen und Kostensenkungen bedeutet.

Lieferanten sehen den Wert in Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI). Als die drei vielversprechendsten Entwicklungen zur Verbesserung des Handelserlebnisses benennen sie eine zentrale Plattform, die Zugang zu einer Vielzahl an Einkäufern bietet (59 Prozent), Daten, die zeigen, wie sie im Vergleich zum Wettbewerb abschneiden (57 Prozent) und automatisierte Workflows zur Verbesserung der Zusammenarbeit (48 Prozent).

„Eine echte Supply Chain Transformation erfordert eine vollständig digitalisierte und reibungslose Commerce-Erfahrung – sowohl für den Einkäufer als auch die Lieferanten. Die Lücken auf der Zuliefererseite zu schließen, wird entscheidend sein, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken, die Geschwindigkeit zu erhöhen sowie die Kosten auf beiden Seiten zu senken“, sagt Georg Rösch, Vice President Direct Procurement Strategy bei Jaggaer.

„Die Digitalisierung und Automatisierung der Lieferketten ist sowohl für Einkäufer als auch für Lieferanten gleichermaßen eine Herausforderung. Obwohl in den Firmen des deutschsprachigen Raums die Digitalisierung im Supply Chain Management weiter vorankommt, tun sich vor allem kleine und mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung oft noch schwer“, betont Carsten Knauer, Leiter Sektion Logistik/Referent Fachgruppen des BME. Das zeigten auch die aktuell von BME und Hochschule Fulda gemeinsam veröffentlichten Ergebnisse der diesjährigen Logistikstudie „Digitalisierung in Supply Chains“.