20.05.2022Konjunktur

Deutsche Wirtschaft wächst 2022 nur um 1,75 Prozent

Krise folgt auf Krise: Während die deutsche Wirtschaft noch durch die Folgen der Corona-Pandemie beeinträchtigt ist, bremst der Ukrainekrieg den Wirtschaftsaufschwung zusätzlich. Deshalb wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 nur um 1,75 Prozent zulegen, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Schwer zu sagen, wohin die Reise für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr geht.© Gerd Altmann/pixabay.com

Anfang des Jahres bestand noch die Hoffnung, die Corona-Lücke zu schließen – die russische Invasion in der Ukraine belastete die deutsche Wirtschaft jedoch deutlich. Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte deshalb in diesem Jahr nur um 1,75 Prozent wachsen, zeigt die neue IW-Konjunkturprognose. Damit haben sich die Wachstumsaussichten halbiert: Produktionsstörungen, steigende Preise und vielfältige Verunsicherungen bremsen die wirtschaftliche Entwicklung. 2023 wird das preisbereinigte BIP voraussichtlich um rund 2,75 Prozent zulegen, heißt es in einer IW-Pressemitteilung.

Robuster Arbeitsmarkt

Vor allem höhere Kosten für Energie, Lebensmittel und Agrarprodukte trieben die Inflation derzeit in die Höhe. Die IW-Konjunkturforscher gehen davon aus, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um gut sechs Prozent steigen werden. Für 2023 rechnen sie mit einer deutlich niedrigeren Inflationsrate von über drei Prozent. Trotz dieser Belastungen bleibe der Arbeitsmarkt aus Sicht der Experten in diesem Jahr robust:  Die Zahl der Erwerbstätigen steige um mehr als ein Prozent, sodass im nächsten Jahr ein neuer Höchstwert bei der Erwerbstätigkeit erreicht werde. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosigkeit auf weniger als fünf Prozent zurückgehen – und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Ein Indiz: Nie wurden so viele Fachkräfte gesucht wie derzeit.

Entwicklung geprägt von Krise und Unsicherheit

Die deutsche Wirtschaft agiere mehr denn je unter großer Verunsicherung. „Lieferschwierigkeiten aufgrund der erneuten Restriktionen in China zeigen, dass die Risiken der Corona-Pandemie längst nicht ausgestanden sind“ sagt IW-Direktor Michael Hüther. „Gleichzeitig schwebt über allem das Damoklesschwert eines Gaslieferstopps aus Russland.“ Entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sei nun, dass es keine zusätzlichen Belastungen durch geopolitische Konflikte gebe und die Preissteigerungen abflachen, sodass gegen Ende des Jahres oder spätestens 2023 die dringend notwendige Erholung eintrete. „Auch wenn wir gerade viele Unsicherheiten aushalten müssen, schaue ich mittelfristig vorsichtig optimistisch in die Zukunft“, so Hüther abschließend.