03.12.2025Einkaufspraxis

Elektronikeinkauf: Die Lage spitzt sich erneut zu

Nach einer kurzen Phase der Entspannung wird der Elektronikeinkauf erneut zum Risikofaktor. Neue Zölle, geopolitische Spannungen und drohende Chip-Engpässe verschärfen die Beschaffungssituation. Für Unternehmen heißt das: Strategien müssen neu gedacht, Lieferketten stabilisiert und Kosten- wie Versorgungsrisiken neu ausbalanciert werden.
Wenn jede Komponente zählt: Chip-Lieferengpässe und Marktvolatilität machen eine vorausschauende Einkaufsplanung wichtiger denn je. © Phuchit/iStock

Nach dem Aufatmen folgt der nächste Gegenwind

Die wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre wirkten im globalen Markt für Elektronikteile besonders intensiv. Während die Nachfrage bis in die späten 2010er Jahre kontinuierlich stieg, brachte die Covid-Krise die etablierten Lieferketten drastisch ins Wanken. Gleichzeitig explodierte der Bedarf – Home Office, Digitalisierungsschub und globale Nachfrageüberhänge führten zu einem historischen Engpass. Beschaffungsabteilungen waren vielerorts froh, überhaupt noch minimale Bedarfe abdecken zu können.

Mit dem wirtschaftlichen Abschwung in den Folgejahren kehrte zunächst Ruhe ein: Die Beschaffungssituation entspannte sich, stattdessen rückte der steigende Kostensenkungsdruck in den Mittelpunkt der Einkaufsstrategien. Doch diese Phase scheint vorerst vorbei.

Neue Zölle, geopolitische Risiken und Chip-Sorgen

Aktuell erlebt der Elektronikmarkt eine neue Dynamik – und die bringt erneut Unsicherheit. Neue Zölle machen bisher gut funktionierende Beschaffungsmärkte unvorhersehbarer. Gleichzeitig rücken geopolitische Krisen wieder stärker in den Vordergrund. Besonders im Herbst sorgten mögliche Lieferausfälle von Nexperia-Chips für Verunsicherung in zahlreichen Branchen – eine Situation, die nach Einschätzung vieler Experten noch nicht ausgestanden ist.

Damit verändert sich der Fokus im Einkauf fundamental: Reine Kostensenkungsstrategien reichen nicht länger aus. Gefragt sind robuste, diversifizierte und nachhaltige Lieferketten, die flexibel auf Marktverwerfungen reagieren können.

„Krise ist das neue Normal“

„Die Elektronik-Industrie muss sich größeren Herausforderungen stellen als viele andere Branchen. Die Abhängigkeit von globalen Märkten und immer weniger werdenden Anbietern ist enorm“, betont Michael Geirhos, Leiter Materialgruppen Einkauf bei der BMK professional electronics GmbH. Naturkatastrophen, politische Entscheidungen und geopolitische Einflüsse hätten direkten Impact auf Supply Chain und Preissituation.

Zusätzlich erschweren fehlende Planzahlen die Absicherung von Bedarfen. Versorgungsschwankungen führen schnell zu schwer lösbaren Problemen und steigern den ohnehin bereits hohen Kostendruck.

„Krise ist das neue Normal und verlangt eine hohe Reaktionsfähigkeit und Absicherungsmaßnahmen für die bestehende Supply Chain“, so Geirhos weiter. Digitalisierung und Automatisierung seien entscheidend, um frühzeitig eingreifen zu können – vorausgesetzt, die Lieferantenbasis ist entsprechend dafür aufgestellt. Unternehmen müssten ihre Lieferketten kontinuierlich hinterfragen und passende Tools sowie Beschaffungsstrategien entwickeln.

Orientierung und Antworten: Die BME Masterclass Einkauf von Elektronik

Wie Einkaufsteams diesen Herausforderungen wirksam begegnen können und welche Strategien künftig entscheidend sind, zeigt die BME Masterclass Einkauf von Elektronik. Sie beleuchtet praxisnah, wie resiliente Elektronik-Lieferketten aufgebaut, Risiken minimiert und Kosten trotz volatiler Märkte effizient gesteuert werden können.

Save the Date: Termine 2026
04.–05.03.2026
16.–17.09.2026

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Pascal Dumont du Voitel
Projektmanager KonzeptionInhaltliche Fragen