28.04.2021BME-News

BME rmr-Webinar „Lieferantenmanagement im Mittelstand“: Mehr Strategie, weniger Preiskategorie

Wie wichtig Lieferketten sind, wurde in den vergangenen Monaten mehr als deutlich – durch die Corona-Pandemie, aber auch durch das geplante Lieferkettengesetz.

Ohne Lieferanten läuft nichts. Und doch wird die Geschäftsbeziehung mit ihnen in den meisten mittelständischen Unternehmen sträflich vernachlässigt. Wer sie nur als Erfüllungsgehilfe und Sparringspartner in Preisverhandlungen sieht, verschenkt jede Menge Potenzial, sagt Thomas Vogel. Der langjährige Einkaufsexperte und Gründer von Consultingeinkauf zeigte in einem kurzweiligen Webinar des BME rmr, wie man es heben kann. Ein so wichtiges Thema, dass der BME rmr im Nachgang noch mehr von ihm dazu wissen wollte. BME rmr: Herr Vogel, sie sagen, dass Lieferanten mittlerweile zu 50 bis 70 Prozent für den eigenen Unternehmenserfolg verantwortlich sind. Warum? Thomas Vogel: Dafür gibt es mehrere Gründe. So ist der Materialkostenanteil in den vergangenen 20 Jahren dramatisch von rund 40 auf teilweise bis zu 70 Prozent gestiegen. Darüber hinaus wurde vielerorts die interne Fertigungstiefe reduziert, Produktion und Services wurden ausgelagert. Insgesamt haben sich die Wertschöpfung und Technologieinnovationen immer mehr zum Lieferanten hin verschoben. Warum wird das Lieferantenmanagement dann nach wie vor häufig unterschätzt? Weil sich viele Unternehmen nicht bewusst machen, wie groß zum einen ihre Abhängigkeit von den Lieferanten de facto ist und welches Potential zum anderen verschenkt wird. Ich würde mir diesbezüglich eine größere Sensibilität seitens des Einkaufs, aber auch seitens der Geschäftsführung wünschen. Lieferanten sind Partner, mit denen man eng zusammenarbeiten sollte – und häufig sogar muss. Sie tragen viel zu einer professionellen Wertschöpfung bei, da muss man nicht immer um den allerletzten Cent feilschen. Diese strategische Sicht fehlt mir bei vielen Mittelständlern. Darf ich Ihnen in diesem Zusammenhang eine Wette anbieten? Gerne, aber ohne Einsatz! Wenn Sie Einkäufer in größeren mittelständischen Unternehmen fragen würden, ob sie eine Art von Risikomanagementsystem nutzen – ich wette mit Ihnen, dass diese Zahl fünf Prozent nicht übersteigt. Fünf Prozent? Diese Wette hätte ich verloren. Es geht eben nicht nur um Aspekte wie die Lieferantenbewertung. Die ist zwar ebenfalls wichtig, aber da schaut man in den Rückspiegel. Risikomanagement ist mehr, es ist ein Blick auf das Morgen und Übermorgen. Wer einen Eisberg kommen sieht, kann ihn umschiffen. Aber genau dazu braucht es ein Konzept! Wie könnte man als Mittelständler einen Schritt auf die Lieferanten zugehen? Im Einkauf ist zunächst einmal ein professionelles Warengruppenmanagement gefragt. Damit kann man strategisch und gezielt herausarbeiten, mit wie vielen und welchen Partnern man zusammenarbeiten will. Mindestens ebenso wichtig ist aber, dem Thema Lieferantenentwicklung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das wird bislang noch stark vernachlässigt. Auf der Internet-Seite des BME rmr können Sie das komplette Interview lesen. Zum Interview hier… Die Fragen stellte David Schahinian. Weiterführende Informationen über die Aktivitäten und kommenden Veranstaltungen des BME rmr finden Sie unter: https://rheinmain.bme.de