22.02.2022Strategien, Methoden & Tools

Einkauf 2030 im Zeichen von Nachhaltigkeit und Effizienz

Geeignete Handlungsoptionen in Zeiten von Transformation, Corona-Virus und Versorgungsengpässen waren zentrales Thema einer zweitägigen Online-Fachveranstaltung des BME.

Das 12. BME-Forum „Der Einkauf 2030“ stand in diesem Jahr im Zeichen großer Umbrüche. So sieht sich der Berufsstand durch die fortschreitende Digitalisierung, den Ruf nach mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette sowie durch die coronabedingte Knappheit an Rohstoffen und Produktionsmaterialien massiv herausgefordert. Grund genug für rund 50 Teilnehmende der zweitägigen Online-Fachveranstaltung des BME, angesichts aktuell schwieriger Rahmenbedingungen für den Einkauf über neue Optimierungspotenziale in ihren strategischen Beschaffungsprozessen nachzudenken und diese intensiv miteinander zu diskutieren. „Die aktuelle Liste der Top-Prioritäten der CPOs ist lang. Darauf finden sich Buzzwords wie Innovation, Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit ebenso wie Prozessoptimierung, Lieferkettenstörungen, Fachkräftemangel und neue Gesetze“, sagte Klaus Pause , ehemaliger Einkaufsmanager bei adidas, in seiner Eröffnungs-Keynote. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit gewinne für den Einkauf zunehmend an Bedeutung. Pause berichtete in diesem Zusammenhang von immer mehr Kunden, die Nachhaltigkeitsstandards vom Einkauf einfordern und damit drohten, ansonsten die Geschäftsbeziehung zu beenden. Eine weitere zentrale Herausforderung sei die digitale Transformation der Wertschöpfungs- und Lieferketten, „die noch längst nicht abgeschlossen ist“. Hier hinke der Einkauf trotz großer Anstrengungen im Vergleich zu anderen Bereichen seines Unternehmens nach Pauses Meinung „noch weit hinterher“. Im internationalen Wettbewerb sehe es beim Thema Industrie 4.0 nicht besser aus. Vor allem die nordeuropäischen Staaten hätten derzeit in Sachen Digitalisierung und Innovationsfähigkeit im Vergleich zu Deutschland die Nase vorn. „Wir setzen gerade in Krisenzeiten auf eine nachhaltige Beschaffungsstrategie. Dazu gehört ein ständiger Verbesserungsprozess, um die internen und externen Geschäftsabläufe effizienter zu gestalten“, betonte Hans-Walter Trepper , Leiter Materialwirtschaft der Anton Debatin GmbH. Das in Bruchsal ansässige Unternehmen bietet seinen Industriekunden manipulationssichere, klimaneutrale und individuelle Verpackungs-, Versand- und Transportlösungen an. Die Gesellschaft gehört zur 2018 gegründeten Deriba Group. „Wir analysieren und hinterfragen unsere eingesetzten Materialien und Technologien, um mit langlebigen und umweltschonenden Lösungen die Vereinbarkeit von Natur und Technik sowie die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Unser Anliegen ist es, mit gezielten Maßnahmen eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Damit können wir einen bewussten und ressourcenschonenden Umgang mit Produkten und Dienstleistungen fördern“, nannte Trepper weitere wichtige Punkte der Debatin-Beschaffungsstrategie. Auf die Bedeutung des Einkaufs für die Bereiche Ökologie, Soziales und Ökonomie ging Prof. Dr. Elisabeth Fröhlich , Präsidentin und Professorin für Strategisches Beschaffungsmanagement der CBS International Business School in Köln, näher ein. So wirke beispielsweise der ökologische Fußabdruck von Lieferanten und Produkten auf neun der insgesamt 17 SDGs. Zur Erklärung: Um global nachhaltige Strukturen zu schaffen, haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen 17 Ziele bis 2030 gesetzt, die in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung festgehalten sind: die UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals, kurz SDGs genannt. Frau Fröhlich, die auch Vorstandsmitglied der BME-Region Köln ist, würdigte die Rolle des Einkaufs als Multiplikator. Mit Blick auf transparente Lieferketten besitze dieser den größten Hebel. So arbeiteten derzeit mehr als 450 Millionen Menschen in den globalen Lieferketten. Einschließlich ihrer Familien werde damit das Leben von zwei Milliarden Menschen beeinflusst. Die starken Hebel des Einkaufs seien auch in der Wirtschaft spürbar. So verfügen beispielsweise die Mitglieder des BME über ein jährliches Beschaffungsvolumen in Höhe von 1,25 Billionen Euro – das entspricht mehr als einem Drittel des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Frank Rösch , BME