21.07.2023Konjunktur

IW Köln: „Der Pessimismus ist zurück“

Die Konjunkturumfrage Sommer 2023 des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt: Die Zuversicht hat in Deutschland wieder nachgelassen. Sie belegt auch, dass die Unternehmen erneut vorsichtiger werden und eher nicht auf eine konjunkturelle Besserung setzen.
Wohin steuert die deutsche Wirtschaft? Den jüngsten Konjunktur-Umfrage-Ergebnissen des IW Köln zufolge stehen schwierige Monate bevor, die für viele Unternehmen zum Stresstest werden könnten. © iStock

Die wirtschaftliche Zuversicht hat in Deutschland wieder nachgelassen. Den Ergebnissen der IW-Konjunkturumfrage vom Sommer 2023 zufolge, werden die Unternehmen erneut vorsichtiger und setzen eher nicht auf eine konjunkturelle Besserung. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) weiter mitteilt, haben 36 Prozent der befragten Unternehmen im Juni dieses Jahres ihre aktuelle Geschäftslage schlechter beurteilt als vor einem Jahr. Nur 29 Prozent bezeichneten ihre gegenwärtige Situation besser als im Frühjahr 2022. Dies verdeutliche die faktische Verschlechterung der konjunkturellen Entwicklung in jüngster Zeit. Auch die Geschäftsaussichten der deutschen Wirtschaft fallen schlechter aus als im Frühjahr. Der Anteil der Betriebe, die für das Gesamtjahr eine höhere Produktion als im Vorjahr erwarten, ging wieder auf 27 Prozent zurück. Der Anteil der Pessimisten habe sich auf 34 Prozent deutlich erhöht.

Dabei haben sich die Produktions- und Geschäftserwartungen in der Industrie und in der Dienstleistungswirtschaft merklich verschlechtert. In der Bauwirtschaft seien sie konstant schlecht geblieben. Während 28 Prozent der befragten Unternehmen mit einem Beschäftigungsaufbau in diesem Jahr rechnen, beabsichtigen 31 Prozent einen Abbau ihrer Belegschaft. Nur in der Dienstleistungswirtschaft übertreffe der Anteil der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung im Jahr 2023 schaffen, den Anteil der Firmen mit rückläufiger Beschäftigung.

Im Gefolge der allgemeinen konjunkturellen Eintrübung habe sich auch das Investitionsklima verschlechtert. Für dieses Jahr erwarten 32 Prozent der befragten Firmen höhere und 30 Prozent geringere Investitionsausgaben als im Vorjahr. Während im Spätherbst 2022 keine große regionale Differenzierung bei den Produktionserwartungen der Unternehmen zu sehen war, zeigen sich in der aktuell vorliegenden Auswertung merkliche regionale Erwartungsdivergenzen. In Übereinstimmung mit dem gesamtdeutschen Befund übertreffe jedoch in allen sieben Wirtschaftsräumen der Anteil der pessimistisch gestimmten Unternehmen jenen der Optimisten – gleichwohl in abweichender Intensität.

Schlechte Kunde kam im Juni auch vom HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI); dieser gab zum Ende des zweiten Quartals erneut nach und signalisierte damit, dass sich die Talfahrt im Verarbeitenden Gewerbe der größten Volkswirtschaft der Eurozone fortsetzt. Mit 40,6 Punkten – nach 43,2 im Mai – sank der EMI zudem auf den tiefsten Stand seit über drei Jahren. Zahlreiche EMI-Umfrageteilnehmer schrieben den anhaltenden Negativtrend neben anderen Faktoren vor allem der Zurückhaltung der Kunden und dem Abbau von Lagerbeständen zu. „Wie geht es mit der Industrie weiter? Schaut man auf die aktuellen EMI-Daten ist noch keine konjunkturelle Besserung in Sicht“, betont BME-Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah. Während sich einige EMI-Teilindizes wie Produktion sowie Auftragseingang und -bestand auch im Juni schwertaten und deutlich unter der magischen 50-Punkte-Referenzlinie blieben, lassen andere vielleicht auf bessere Zeiten hoffen. So sei beispielsweise im Exportgeschäft das Minus nicht mehr ganz so groß ausgefallen wie zuletzt.

Frank RöschChefredakteur BIP und eSolution Report+49 6196 5828-155frank.roesch@bme.de