Kompetent und zukunftsgewandt: BME-Region Thüringen ein „echtes Erfolgsmodell“
Einen besonderen Meilenstein setzte die BME-Region Thüringen am 24. April 2025 in der Landeshauptstadt Erfurt: Anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens trafen sich Einkaufsmanager von Global Playern und KMU nicht nur um die Erfolgsgeschichte der BME-Region zu würdigen, sondern auch den Blick entschlossen nach vorn zu richten. Spannende Vorträge und eine inspirierende Vorschau auf die kommenden Herausforderungen machten deutlich: Die BME-Region Thüringen ist bestens für die Zukunft aufgestellt.
BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Lars Kleeberg dankte zu Veranstaltungsbeginn in seiner Laudatio allen Mitgliedern der BME-Region Thüringen herzlichst für 35 Jahre Engagement, erfolgreiche Arbeit und gelebte Gemeinschaft.
BME-Region Thüringen ein echtes Erfolgsmodell
So wie sich der Einkauf in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat, so habe sich auch die BME-Region Thüringen entwickelt: dynamisch, kompetent und zukunftsgewandt. „Gegründet unmittelbar nach der Wende in einer Zeit der Umbrüche und der Neuanfänge ist die Region Thüringen heute ein echtes Erfolgsmodell“, betonte Dr. Lars Kleeberg. Mit über 130 engagierten Mitgliedern aus größtenteils größeren und kleineren mittelständischen Betrieben habe sich die Region fest in der deutschen Beschaffungslandschaft etabliert.
„Der Wandel, den vor allem der Einkauf in den letzten Jahren durchlaufen hat – und weiterhin durchläuft – ist tiefgreifend“, so Dr. Kleeberg weiter. „Die Beschaffung von heute ist längst nicht mehr bloß operativ. Sie ist strategisch, geschäftskritisch, Treiber von Innovation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung. Das setzt voraus, dass die Einkäufer der Zukunft digitale Prozessmanager, Technologie- und Innovationsscouts, Relationship-Manager, Projektkoordinatoren, Schnittstellenmanager, Analysten und zunehmend auch Data Scientists sind.“
Ein leichtes Profil? Keinesfalls! Genau deshalb sei der BME und seine Community wichtiger denn je. „Wir sind gleichzeitig Wegbegleiter, Impulsgeber und Plattform, auf der Wissen geteilt, Kontakte geknüpft und Innovationen angestoßen werden. Als Netzwerk unterstützen wir bei den Herausforderungen, mit denen wir uns derzeit konfrontiert sehen“, brachte es Dr. Lars Kleeberg auf den Punkt. Dazu zählten die Zoll-Eskalationen, die die Lieferketten bis auf das Mark belasten könnten, und die fortschreitende Digitalisierung in der Beschaffung, insbesondere die Integration von Künstlicher Intelligenz.
„Dabei muss allen klar sein: KI ist längst nicht mehr nur ein Buzzword. Sie ist in unserem Alltag angekommen und verändert grundlegend, wie wir im Einkauf arbeiten“, hob Dr. Lars Kleeberg hervor. Genau an dieser Stelle kommt auch die BME-Region Thüringen ins Spiel. Dr. Kleeberg: „Die Ehrenamtlichen sind das Rückgrat und Gesicht des BME vor Ort und tragen im Verbund mit dazu bei, unsere Community bei allen Herausforderungen geschäftspraktisch zu unterstützen sowie den BME als führende Stimme des Einkaufs in Öffentlichkeit zu positionieren.“
Die BME-Region Thüringen organisiere regelmäßig hochinformative Veranstaltungen, darunter Betriebsbesichtigungen, Fachvorträge und spezifische Netzwerkformate. In Kooperation mit den Nachbarregionen Sachsen und Sachsen-Anhalt entstehe so ein vielfältiges Weiterbildungs- und Netzwerkangebot für die gesamte Öffentlichkeit. Dank der engen Kooperation mit dem Unternehmerverband Thüringen setze die BME-Region Thüringen ein weiteres starkes Zeichen für Vernetzung.
„Was den BME ausmacht – das seid Ihr! Die Menschen, die sich zusätzlich zum Hauptamt auch ehrenamtlich engagieren und den BME zu dem haben werden lassen, was er heute ist“, betonte Dr. Kleeberg. Der BME sei ein lebendiger, starker Verbund. BME-Hauptgeschäftsführer Kleeberg unterstrich: „Mein ganz besonderer Dank gilt dem Vorstand der BME-Region Thüringen, der gemeinsam, mit viel Leidenschaft, Kreativität und Professionalität ein hochwertiges und praxisnahes Programm für die Unternehmen der Region seit Jahren auf die Beine stellt.“ Stabile Strukturen und Netzwerke seien vor dem Hintergrund globaler Unordnung aktuell mehr denn je von Bedeutung, wenn es um die Stärkung sowohl der regionalen als auch der gesamten deutschen Wirtschaft gehe.
Einkauf im Wandel: Stetige Transformation und ein Blick in die Kristallkugel
Von der Planwirtschaft zur globalen Vernetzung, vom Effizienzdruck zur Resilienz: Dr. Stefan Hocke, Leiter Supply Chain Management ZEISS Shared Production Unit, ließ anschließend in seinem Fachvortrag die vergangenen 35 Jahre aus Beschaffungssicht Revue passieren und wagte abschließend einen Ausblick auf die Zukunft des Einkaufs.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 brachen für die Carl Zeiss Jena GmbH schlagartig alle etablierten Lieferketten weg. „Neue Partner mussten gefunden, neue Märkte erschlossen werden“, berichtete Dr. Hocke. Mit dem Zusammenbruch des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) wurde die Carl Zeiss Jena GmbH gezwungen, neue Supply Chains zu schaffen – unter völlig neuen Rahmenbedingungen.
Es war der Beginn eines Transformationsprozesses, der bis heute anhält – und nie an Tempo verloren hat. ERP-Systeme wie SAP und das Aufkommen des Internets eroberten in den 90er Jahren die analoge Welt und brachten erstmals echte Transparenz in den Einkauf. Die 2000er Jahre standen im Zeichen der Globalisierung: China wurde zur verlängerten Werkbank der Unternehmen, weil Qualität und Preis der Produkte stimmten. Mit der Finanzkrise 2008/09 verschob sich der Fokus: Kostenreduktion und Risikomanagement dominierten die Agenda, ehe die Wirtschaft 2010 wieder kräftig anzog. Die Hannover Messe setzte 2011 mit „Industrie 4.0“ neue Impulse. Echtzeitinformationen aus der Supply Chain eröffneten ungeahnte Steuerungsmöglichkeiten.
Doch geopolitische Umwälzungen wie der Brexit und weltweite Krisen wie Corona stellten die Lieferketten erneut auf die Probe. „Vor dem Corona-Ausbruch fragte das Gros der ZEISS - Kollegen stets zuerst nach dem Preis der benötigten Teile und Komponenten. In Zeiten der Pandemie war die Frage: Wann kommt endlich die Ware?“, erinnerte sich Dr. Hocke.
Gleichzeitig beschleunigte Corona die Digitalisierung: Echtzeitdaten, KI, Frühwarnsysteme – alles wurde plötzlich dringend notwendig und mit Hochdruck weiterentwickelt. Der Stau im blockierten Suezkanal verdeutlichte 2021 die drastische Abhängigkeit von globalen Lieferketten. Rohstoffengpässe wie beispielsweise bei Magnesium und die Chipkrise belegten: Resilienz ist wichtiger als reine Effizienz. Die Widerstandsfähigkeit der Supply Chain stand von nun an ganz oben auf der Top-Agenda der Einkaufsmanager. Die vergangenen Jahre waren geprägt vom Ukraine-Krieg, der Energiekrise und neuen regulatorische Anforderungen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der Entwaldungsverordnung (EUDR).
Was erwartet den Einkauf künftig? Dr. Hocke wagte zum Abschluss seines Vortrags einen Blick in die „Kristallkugel“ und identifizierte sechs zentrale Handlungsfelder.
Der Experte hob hervor, dass der Einkauf nicht mehr als Einzelkämpferdisziplin funktionieren kann, sondern auf Teamwork und Interdisziplinarität angewiesen sei. Nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen könnten die komplexen Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden. Gleichzeitig würde der Einkauf eine immer zentralere Rolle innerhalb der Organisationen einnehmen: Einkaufsmanager wären nicht mehr nur als Beschaffer, sondern als aktive Mitgestalter der gesamten Wertschöpfungskette gefragt.
Eine weitere wichtige Entwicklung sah Dr. Hocke in der konsequenten Nutzung von Echtzeitdaten und Künstlicher Intelligenz. Transparenz über Lieferketten hinweg und schnelle, datenbasierte Lageeinschätzungen würden in einer immer dynamischeren Welt zur Pflicht. Ebenso rücke die Resilienz der Lieferketten in den Vordergrund: Flexibilität und Agilität seien entscheidend, um auf Krisen und Störungen souverän reagieren zu können.
Darüber hinaus wird laut Dr. Hocke Nachhaltigkeit zum Schlüsselfaktor für Zukunftsfähigkeit. ESG-Kriterien entwickelten sich von einer reinen Compliance-Aufgabe zu einem zentralen Treiber für resiliente und wettbewerbsfähige Unternehmen. Schließlich unterstrich Dr. Hocke die Bedeutung starker Partnerschaften und funktionierender Netzwerke. „Gerade in Zeiten großer Unsicherheit ist der Einkauf auf den offenen Austausch und auch die Zusammenarbeit innerhalb von Organisationen und Verbänden wie beispielsweise dem BME mehr denn je angewiesen“, so das Fazit des Referenten.
35 Jahre BME-Thüringen: Vom Aufbruch zur starken Gemeinschaft
„Die BME-Region Thüringen im 35-jährigem Jubiläumsjahr“: Diesem Thema widmete sich Nasko Dimitrow, Vorstandsvorsitzender der BME-Region Thüringen, und gab einen detaillierten Rück- und Ausblick auf die Verbandsarbeit seiner BME-Gliederung.
„1990 war das Jahr des Umbruchs und des Neuanfangs – gerade auch in Thüringen. In dieser bewegten Zeit, in der die ostdeutsche Industrie den Wandel von der Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft vollzog, wurde der Grundstein für die BME-Region Thüringen gelegt“, erinnerte sich der Regionsvorsitzende. Mit der Wahl von Dr. Anton Wanek, dem damaligen Direktor Materialwirtschaft des Kombinates Mikroelektronik, zum ersten Vorstandsvorsitzenden fand am 1. April 1990 in Erfurt die Gründung der BME-Region Thüringen statt.
„Unterstützt von der BME-Geschäftsstelle in Frankfurt am Main, versammelten sich rund 200 Einkäufer Thüringens und Gäste aus den alten Bundesländern, um den Startschuss für die neue Regionalorganisation zu geben. Der Einkauf in Ostdeutschland, einst geprägt von Mangelwirtschaft, entwickelte sich in den Nachwendejahren schnell zur strategischen Disziplin mit Zugang zu offenen Märkten und einer neuen Vielfalt an Beschaffungsmöglichkeiten“ berichtete Dimitrow.
Dr. Wanek mit seinem Vorstandsteam prägte in seiner Amtszeit zwei Jahrzehnte lang die Verbandsarbeit der BME-Region Thüringen mit hochkarätigen Veranstaltungen – oft mit renommierten Referenten aus Großunternehmen und einer beeindruckenden Teilnehmerzahl von bis zu 100 Personen in der Spitze.
Das Jahr 2010 markierte für die BME-Region Thüringen dann einen bedeutenden Einschnitt: Dr. Wanek und seine Vorstandsmannschaft entschieden sich bewusst für einen Generationswechsel und übergaben den Staffelstab an den neuen Vorstand unter der Leitung von Nasko Dimitrow. Mit frischen Ideen setzte die jüngere Generation die erfolgreiche Arbeit fort und sorgte für neue Impulse, ohne die Wurzeln zu vergessen: Kompetenz, Austausch und Netzwerk blieben die tragenden Säulen.
Zwischen 2010 und 2025 hat die BME-Region Thüringen ihre Aktivitäten deutlich ausgeweitet. Die Mitglieder profitierten in diesem Zeitraum von über 30 Firmenbesuchen, rund 25 einkaufsspezifischen Fachveranstaltungen sowie zahlreichen Gemeinschaftsevents mit dem Unternehmerverband Thüringen. Megatrends und topaktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz rückten insbesondere auch in den vergangenen Jahren bei den Jahresauftaktveranstaltungen verstärkt in den Mittelpunkt – immer verbunden mit dem Ziel, Branchenwissen praxisnah zu vermitteln und als Plattform den persönlichen Austausch zu fördern.
„Die Mitgliederzahl hat sich seit 2010 mehr als verdreifacht – ein starkes Zeichen für die Attraktivität und Relevanz unserer BME-Region Thüringen. Für die Zukunft setzen wir weiter auf Vernetzung und Austausch. Ziel ist es, aus geteiltem Wissen handfeste Vorteile für Unternehmen und die gesamte Thüringer Wirtschaft zu schaffen. „Wir sind das Netzwerk der Praktiker“, unterstrich Nasko Dimitrow. Das 35-jährige Jubiläum sei darüber hinaus nicht nur Anlass zum Feiern, sondern auch Ansporn für die kommenden Jahre.
Der Erfolg der Region basiere insbesondere auch auf dem hohen persönlichen Engagement des ehrenamtlichen Vorstandsteams. Unterschiedliche Branchen und Funktionen sorgten für vielfältige Perspektiven, während enge Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung die Basis bildeten. „Ich danke meinen Vorstandskollegen Silvio Schulz, Eberhard Steinmetz, Stefan Moritz, Christian Gegner und Dirk Michel herzlich für das langjährige Vertrauen und die unermüdliche Unterstützung“, betonte Nasko Dimitrow zum Abschluss seiner Festrede.
Zukunft ist jetzt: Strategien für mehr Zukunftssicherheit und Geschäftserfolg
Wie wird unsere Welt im Jahr 2030 aussehen? Diese zentrale Frage stellte abschließend Florian Ahle, Futurist, Gründer von Zukunftsgarage.de und Dozent an der University of Cambridge, im Rahmen seines Vortrags „Zukunft ist jetzt! Strategien für mehr Zukunftssicherheit und Geschäftserfolg“. Dabei machte Ahle deutlich: Zukunft zu gestalten bedeutet vor allem, die Gegenwart klarer, besser und schneller zu erkennen.
Vor diesem Hintergrund bezeichnet sich Ahle selbst lieber als „Gegenwartist“. Für ihn gehe es nicht darum, ferne Visionen zu entwickeln, sondern die Herausforderungen und Chancen der heutigen Zeit präzise zu erkennen. Mit seiner langjährigen Erfahrung bei BMW und Google ermutigte er die Teilnehmer, Geschwindigkeit als eigene Qualität zu begreifen und Innovation aktiv voranzutreiben.
Ein zentrales Element seiner Strategie ist lebenslanges Lernen. „Ich versuche, von jedem Kunden zu lernen“, so Ahle. Ebenso entscheidend seien starke Partnerschaften und divers aufgestellte Teams: „Nur durch Vielfalt werden Unternehmen besser.“ Angesichts der aktuellen, dramatischen Veränderungen – vom geopolitischen Wandel bis zu technologischen Umbrüchen – forderte Ahle die Anwesenden auf, mutig und proaktiv zu handeln: „Ein Schiff im Hafen ist sicher, aber dafür haben wir die Schiffe nicht gebaut.“
Ahle identifizierte drei entscheidende Megatrends: Klimawandel, demografischer Wandel und Künstliche Intelligenz. Insbesondere der demografische Wandel sei eine enorme Herausforderung für Deutschland – bis 2030 könnten bis zu fünf Millionen Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig biete KI als Technologie enorme Chancen. „Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Megatrend, sondern eine Disruption“, so Ahle. Er verortet KI als vierte große Revolution nach der Erfindung des Computers, des Internets und Mobile/Social Media.
Strategieberater Ahle machte deutlich: „Technologie darf nie im Vordergrund stehen – es geht immer zuerst um den Kunden.“ Erfolgreiche KI-Strategien beginnen bei der Frage: Wer ist mein Kunde, welches Problem hat er und wie kann ich es lösen? Viele Unternehmen würden hier scheitern, indem sie KI fragmentiert und ohne klaren Kundennutzen einsetzen. „Unternehmen scheitern nicht an KI – sondern daran, wie sie KI denken.“
Entscheidend sei, frühzeitig Strategie und Ziele zu prüfen, bevor technologische Entscheidungen getroffen werden. Ahle prognostizierte, dass KI ihre Leistungsfähigkeit in weniger als 18 Monaten erneut verdoppeln werde. Unternehmen müssten sich jetzt aktiv mit einer eigenen KI-Agenda auseinandersetzen, um das Kundenerlebnis nachhaltig zu verändern – intern wie extern.
Veränderungen seien kein Risiko, sondern eine Chance, auch in Krisenzeiten erfolgreich zu bleiben. Ahle rief dazu auf, mutig neue Wege zu gehen. Gerade in den Bereichen Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik könnten Unternehmen durch strategischen Einsatz von KI und eine klare Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse die Weichen für eine positive Zukunft stellen.
Der Vortrag stieß auf große Begeisterung bei den Teilnehmenden. „Der BME leistet einen großartigen Beitrag dazu, Unternehmen fit für die Zukunft zu machen“, lobte Ahle abschließend die Arbeit des Verbandes. Sein Appell bleibt klar: Wer die Gegenwart besser versteht, kann die Zukunft erfolgreich gestalten.