Lieferketten im Lichte geopolitischer und regulatorischer Spannungen
In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und sich stetig wandelnder regulatorischer Rahmenbedingungen stehen Lieferketten mehr denn je im Mittelpunkt strategischer Unternehmensentscheidungen. Die politischen Konflikte zwischen führenden Wirtschaftsmächten, neue Sanktionsregime, Handelsbeschränkungen sowie die wachsende Bedeutung nachhaltiger und transparenter Prozesse fordern die Unternehmen heraus, ihre globalen Netzwerke kritisch zu hinterfragen und neu auszurichten.
Gleichzeitig müssen sie sich mit einer komplexen Gemengelage aus Digitalisierung, regionalen Interessen und sich beschleunigendem Wandel der internationalen Währungsordnung auseinandersetzen. Unter diesen Rahmenbedingungen gewinnen Fragen zur Resilienz, Flexibilität und Zukunftsfähigkeit von Lieferketten eine zentrale Bedeutung – nicht nur für den langfristigen Geschäftserfolg, sondern für die Sicherung wirtschaftlicher Stabilität in einer zunehmend fragmentierten Welt.
Geopolitische Risiken: Fragmentierung statt Globalisierung
Die zunehmende Instabilität in Schlüsselregionen wie China, Russland oder dem Nahen Osten führt zu Lieferengpässen, Preisvolatilität und Unsicherheiten in der Planung. Der Welthandel fragmentiert sich entlang geopolitischer Linien – mit direkten Auswirkungen auf die Einkaufsstrategie deutscher Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund richten am 8. Oktober 2025 in Berlin BGA, BME und der MITTELSTANDSVERBUND unter dem Motto „Daten, Märkte, Wandel im Epochenbruch“ gemeinsam den 3. Lieferkettentag 2025 aus.
Wirtschaftliche Risiken: Finanzierung internationaler Handelsströme
Im Rahmen der Top-Veranstaltung wird Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DEKA-Bank, die Rolle des US-Dollars im Kontext globaler Machtverschiebungen analysieren. Sein Vortrag „Finanzierung im Epochenbruch“ zeigt, wie geopolitische Spannungen und digitale Zahlungsmittel das etablierte Weltwährungssystem herausfordern.
Die zentrale Frage: Wie sicher und stabil ist die Finanzierung internationaler Handelsströme in einer Welt multipolarer Interessen? Wenn die Rolle des US-Dollars als Leitwährung zunehmend zur Disposition steht, müssen Unternehmen neue Strategien entwickeln – etwa durch die Absicherung in alternativen Währungsräumen, digitale Zahlungssysteme oder regionale Handelsabkommen.
Regulatorische Anforderungen: EUDR und die Pflicht zur Entwaldungsfreiheit
Mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) zum 30. Dezember 2025 rückt zudem ein weiterer Baustein der europäischen Nachhaltigkeitsregulatorik in den Fokus zahlreicher Unternehmen. Ziel der Verordnung ist es, sicherzustellen, dass künftig nur noch entwaldungsfreie Produkte auf dem EU-Markt angeboten, exportiert oder importiert werden dürfen.
Ein zentrales Instrument der EUDR ist die sogenannte Sorgfaltspflichtenerklärung (Due Diligence Statement, DDS). Diese muss vor dem Inverkehrbringen oder Export eines Produkts elektronisch über das EU-System TRACES eingereicht werden. Ohne gültige DDS dürfen Produkte nicht gehandelt werden.
Die EUDR stellt damit einen verbindlichen rechtlichen Rahmen für nachhaltige Lieferketten dar und fordert von Unternehmen eine frühzeitige Integration in bestehende Compliance- und Zollprozesse. Verstöße können zu Sanktionen und Handelsverboten führen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Marktgängigkeit betroffener Produkte.
Strategische Implikationen für den Einkauf
Für Einkaufsverantwortliche bedeutet das:
- Diversifikation der Lieferantenstruktur
- Integration von ESG-Kriterien in die Lieferantenauswahl
- Absicherung von Zahlungsströmen in instabilen Währungsräumen
- Zusammenarbeit mit Finanz- und Nachhaltigkeitsexperten
Technologien wie Blockchain, KI-gestützte Risikoanalysen und digitale Zahlungssysteme gewinnen an Bedeutung – ebenso wie die strategische Bewertung geopolitischer Entwicklungen.
Fazit: Resilienz, Verantwortung und finanzielle Souveränität
Die Zeiten globaler Just-in-Time-Optimierung sind vorbei. Wer heute erfolgreich einkaufen will, muss geopolitische Entwicklungen antizipieren, regulatorische Anforderungen erfüllen und gleichzeitig die eigene Lieferkette resilient und nachhaltig gestalten. Die Keynote von Dr. Ulrich Kater unterstreicht: Auch die Finanzierung muss neu gedacht werden – als Teil einer ganzheitlichen Lieferkettenstrategie.
3. Lieferkettentag 2025: Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit!
Die BME-Community kann sich kostenfrei für die Fachtagung anmelden. Treffen Sie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und informieren Sie sich aus erster Hand!
Zur Registration gelangen Sie hier.
Hardfacts:
3. Lieferkettentag 2025
8. Oktober 2025, 10:30 Uhr – 16:00 Uhr
Verbändehaus Handel, Dienstleistung, Tourismus
Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin
Neu in diesem Jahr: Am 7. Oktober 2025 wird es ab 18 Uhr einen Vorabendempfang in der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg, Jägerstraße 1, 10117 Berlin, geben.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und den gemeinsamen Dialog zur Zukunft globaler Wertschöpfung!