30.09.2022Konjunktur

Maschinenbau bleibt robust

VDMA-Blitzumfrage: Produktion noch stabil, aber steigende Energiepreise erhöhen den Druck. Mehrheit der Unternehmen rechnet 2022 und 2023 mit nominalem Umsatzwachstum.
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Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau stellen sich auf spürbar härtere Wintermonate ein, können dabei aber immer noch auf Wachstum im laufenden und teilweise auch im kommenden Jahr bauen. Dies geht aus aktuellen Zahlen einer Blitzumfrage des VDMA hervor, an der 641 Mitgliedsunternehmen vom 20. bis 22. September teilnahmen.

Zwar gerieten Produktion und Lieferfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland durch Preissteigerungen sowie die mangelnde Verfügbarkeit von Erdgas und Strom zunehmend unter Druck. Rund drei von vier Unternehmen rechnen aber trotz all der widrigen Umstände im laufenden Jahr mit einem nominalen, wenngleich vornehmlich inflationsgetriebenen Umsatzwachstum, heißt es in einer VDMA-Pressemitteilung. Für 2023 erwarteten dies zwei von drei Maschinenbaubetrieben.

„Aktuell haben rund 90 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau keine Einschränkungen der eigenen Produktion aufgrund der Probleme in der betrieblichen Energieversorgung”, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Doch die Aussichten verdüstern sich: 57 Prozent der Unternehmen, also mehr als jedes Zweite, erwartet eine Verschärfung der Situation in den nächsten sechs Monaten“, erläutert Wiechers.

Sorgen bereiteten den Unternehmen nicht nur steigende Energie- und Rohstoffpreise. Im Fokus stünden vor allem Schwierigkeiten, überhaupt die Versorgungssicherheit mit Erdgas und Strom im eigenen Betrieb zu gewährleisten. „Etwa zwei Drittel der Unternehmen, die auf der Suche nach einem Festpreisvertrag für Erdgas sind, werden mangels Angebots der Versorger nicht fündig. Bei Strom sind es sogar sieben von zehn Unternehmen. Nicht selten kann der kurzfristige Bedarf nur über den Spotmarkt gedeckt werden – zu volatilen Preisen und ohne vernünftige Planungssicherheit“, warnt Wiechers.

Energieeinsparung im eigenen Unternehmen

Als Reaktion auf die Probleme in der Energieversorgung hätten rund neun von zehn Unternehmen verschiedene Ausweichmaßnahmen angestoßen. „Für 85 Prozent sind Einsparungen das erste Mittel der Wahl, um den Verbrauch im eigenen Unternehmen zu reduzieren. 36 Prozent weichen, wo immer möglich, auf andere Energieträger aus und fast jeder Dritte hat sein Einkaufsverhalten verändert. Doch auch die Vermeidung oder Verlagerung von energieintensiven Produktionsschritten ist für 16 Prozent der Unternehmen ein Thema“, sagt der VDMA-Chefvolkswirt.

Speziell auf die absehbare Verknappung der Gaslieferungen bereiteten sich notgedrungen immer mehr Unternehmen konkret vor. „Die meisten Maschinenbauer prüfen zunächst, welche Möglichkeiten sie im eigenen Betrieb haben, beispielsweise die Installation elektrischer oder Öl-befeuerter Back-up-Systeme. Aber auch eine engere Abstimmung mit dem eigenen Netzbetreiber oder mit den Lieferanten sehen viele als adäquate Vorbereitungsmaßnahme an. Hier können Notfallpläne gestaffelt nach Reduktionsgrad der Gaslieferungen für Entlastung sorgen“, erläutert Wiechers.

Firmen brauchen Festpreisverträge für Energie

Die rasant steigenden Preise und die Schwierigkeiten bei der Energieversorgung seien für den mittelständisch geprägten Maschinenbau eine echte Belastungsprobe. Dabei seien es weniger die mit einer energetischen Anpassung verbundenen Arbeiten, die den Unternehmen Sorgen bereiten. „Es muss dringend gelingen, die durch externe Schocks in Unruhe gekommenen Märkte zu beruhigen, um die Versorger in die Lage zu versetzen, ein einigermaßen verlässliches Angebot zu gewährleisten und so den Maschinenbauern wieder mehr Planungssicherheit zu verschaffen. Die staatliche Unterstützung für Versorgungsunternehmen sollte idealerweise damit gekoppelt sein, dass sie auch tatsächlich wieder Festpreisverträge anbieten“, fordert Wiechers.

Leichte Entspannung bei Metallen – Elektronikteile bleiben problematisch

Die Situation in den Lieferketten bleibe weiterhin herausfordernd. „Immer noch melden rund vier von fünf Unternehmen merkliche oder gravierende Beeinträchtigungen in ihren Lieferketten, und nur wenige Maschinenbauer erwarten eine nachhaltige Entspannung in den nächsten Monaten“, sagt Wiechers. Lediglich die Versorgungslage bei Metallen und Metallerzeugnissen habe sich zuletzt deutlich verbessert. Die Mehrheit der Unternehmen melde hier geringe oder gar keine Engpässe in den Zulieferungen. Ganz anders sehe es bei den Elektronikkomponenten aus. Jedes zweite Unternehmen habe bei Elektronikkomponenten weiterhin gravierende Engpässe. Und auch die Aussichten seien hier sehr schlecht. Rund drei Viertel der Unternehmen erwarteten eine Entspannung frühestens im zweiten Halbjahr 2023.

Frank RöschChefredakteur BIP und eSolution Report+49 6196 5828-155frank.roesch@bme.de