Rohstoffmärkte bleiben auch 2026 unter Druck
Geopolitische Spannungen, strukturelle Verschiebungen und hohe Kosten prägen weiterhin die globalen Rohstoffmärkte. Beim 2. BME Rohstoff Briefing am 04.12.2025 erhielten Einkaufs- und Supply-Chain-Verantwortliche einen kompakten Überblick über zentrale Marktentwicklungen – und klare Impulse für ein wirksames Risikomanagement im Jahr 2026.
Nachfolgend die zentralen Erkenntnisse im Überblick:
China dominiert den globalen Rohstoffmarkt
China nimmt insbesondere bei Seltenen Erden sowie bei Rohstoffen für Digitalisierung und Energiewende eine Schlüsselrolle ein. Bei Raffinadeprodukten kommen Deutschland und die EU derzeit kaum an China vorbei. Protektionistische Handelspolitik und geopolitische Interessen verschärfen die Situation zusätzlich. Die europäische Rohstoffstrategie, verankert im Critical Raw Materials Act, wird erst mittel- bis langfristig Wirkung entfalten.
Energie bleibt ein zentraler Wettbewerbs- und Kostenfaktor
Zwar liegen die Energiepreise unter dem Niveau der vergangenen Jahre, jedoch weiterhin deutlich über dem Stand vor der Corona-Pandemie. Europa bleibt damit im internationalen Wettbewerb im Nachteil. Die hohe Abhängigkeit vom LNG-Markt birgt weiterhin das Risiko kurzfristiger Preissprünge, während steigende CO₂-Zertifikatspreise die Kosten zusätzlich erhöhen.
Instrumente wie der Industriestrompreis oder Netzentgelt-Subventionen können Entlastungen bringen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Industriestrompreis an Bedingungen wie eine Reinvestitionspflicht geknüpft ist und sich der Rabatt auf den durchschnittlichen Großhandelspreis bezieht – nicht auf unternehmensspezifische Lieferpreise. Der Einkauf sollte daher verschiedene Szenarien prüfen, um die Wirtschaftlichkeit fundiert zu bewerten.
Stahl, Metalle und kritische Rohstoffe: Fokus Risikomanagement
Auch der Stahlmarkt bleibt volatil. Langfristige Preisbindungen sind kaum verlässlich. Neben Marktmechanismen beeinflussen regulatorische Faktoren wie CBAM zunehmend die Preisentwicklung.
Die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von der Weltkonjunktur sowie geopolitischen Spannungen ab. Der strategische Wettbewerb zwischen den USA und China sowie anhaltende Konflikte wirken sich ebenfalls auf die Rohstoffmärkte aus. Agilität, proaktives Risikomanagement und partnerschaftliche Lieferantenbeziehungen bleiben zentrale Erfolgsfaktoren für den Einkauf.
Kunststoffe und Chemieprodukte
Die deutsche Chemie- und Kunststoffindustrie steht weiterhin unter erheblichem Druck. Und auch auf den Kunststoffmärkten zeigt sich ein struktureller Wandel: Während die weltweite Produktion deutlich steigt, verliert Europa weiter an Marktanteilen. Asien dominiert zunehmend, Europa ist Nettoimporteur von Kunststoffmengen.
Fazit
Das Rohstoff Briefing verdeutlichte, dass die Rahmenbedingungen für Einkaufs- und Supply-Chain-Verantwortliche auch 2026 angespannt bleiben. Umso wichtiger ist es, Marktentwicklungen kontinuierlich zu beobachten und Strategien flexibel an veränderte Bedingungen anzupassen.
Komplexität, Volatilität und geringe Planbarkeit prägen die Rohstoffbeschaffung. Strategisches Risikomanagement bleibt entscheidend, um Preis- und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Ansätze wie Multisourcing- und Multicountry-Sourcing-Strategien, aber auch strukturelle Maßnahmen wie Produktionsverlagerungen oder Werksschließungen können zur Risikominimierung beitragen.
Save the Date: Das nächste Rohstoff Briefing des BME findet am 14. April 2026 statt.
Weiterführende Informationen finden Sie hier.
Ergänzend bieten die myBME-Gruppen „Seltene Erden“ und „Stahl-Einkauf“ Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.