15.02.2024Konjunktur

Schlechte Stimmung der Unternehmen verfestigt sich

DIHK-Konjunkturumfrage zeigt: Drei von fünf Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko. Entgegen diesem trüben Stimmungsbild entwickeln sich die Firmen etwas besser, die vom internationalen Geschäft profitieren können.
© pixabay.com

Die Deutsche Industrie und Handelskammer (DIHK) hat in ihrer Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 die Geschäftslage und -erwartungen unter mehr als 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen ermittelt. „Das internationale Geschäft läuft weniger schlecht als befürchtet. Bei einigen, im internationalen Geschäft besonders aktiven Unternehmen zeigen sich sogar zarte Lichtblicke“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der Ergebnisse der DIHK-Konjunkturumfrage in Berlin. „Uns bereitet große Sorge, dass sich allerdings insgesamt die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verfestigt. Beunruhigend ist, dass mittlerweile fast drei von fünf Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko sehen. Das ist ein besorgniserregender Höchstwert in unseren Befragungen.“

Lage und Erwartungen bleiben trüb

Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage bezeichnen 29 Prozent der Betriebe ihre Lage als „gut“ und 22 Prozent als „schlecht“. Der Trend gehe damit weiter stetig nach unten, heißt es in einer DIHK-Pressemitteilung. Danach verschlechtere sich der Saldo der Geschäftslage – die Differenz zwischen den guten und den schlechten Lagebewertungen – erneut von neun auf sieben Punkte. Die Geschäftserwartungen blieben insgesamt düster. Mit 35 Prozent gehe mehr als ein Drittel der Betriebe von einer Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten aus, nur 14 Prozent rechnen mit Besserung. Der Saldo der Geschäftserwartungen bleibe damit auf niedrigem Niveau fast konstant und steige minimal um einen auf nunmehr minus 21 Punkte.

Entgegen diesem trüben Stimmungsbild entwickeln sich die Unternehmen etwas besser, die vom internationalen Geschäft profitieren können. Bei diesen, vornehmlich größeren Unternehmen, verbesserten sich die Geschäftslage im Saldo von 16 auf 23 Punkte und die Erwartungen von minus sieben auf null Punkte. Zwar sei es ein typisches Muster, dass international aktive Unternehmen meist zu besseren Einschätzungen gelangen. Der Abstand zwischen internationalem und überwiegend nationalem Geschäft werde am aktuellen Rand aber besonders deutlich. Allerdings sehe die DIHK auch, dass gerade bei den großen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Risiken am größten seien.

„Trotz dieses einzelnen Lichtblicks bleiben die Erwartungen der Betriebe insgesamt tief im negativen Bereich. Alles in allem sind die Aussichten für die deutsche Wirtschaft trübe. Die DIHK prognostiziert daher für das Jahr 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. Nach der Strukturkrise Anfang der 2000er Jahre wäre das dann erst das zweite Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Wirtschaftsleistung gesunken ist. Das ist ein deutliches Alarmzeichen, das Deutschland und auch Europa ernst nehmen müssen” , sagte Wansleben

Mit Blick auf die Anfang Februar von S&P Global veröffentlichten Januar-Daten des HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) hatte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov betont: „Die deutsche Industrie tritt zu Jahresbeginn weiter auf der Stelle. Zwar hat laut jüngstem EMI der Abschwung im Januar nachgelassen, gleichzeitig fehlt aber die Kraft für eine echte konjunkturelle Trendwende.“ Offensichtlich drückten immer neue Hiobsbotschaften wie die Haushaltskrise der Ampelkoalition, Lieferketten stressende Bahnstreiks im Güterverkehr, anhaltende Bauernproteste oder die Behinderungen der internationalen Containerschifffahrt im Roten Meer auf Stimmung und Geschäfte der Unternehmen. Eine Trendwende jenseits der 50,0-Punkte-EMI-Wachstumsschwelle sei daher kurzfristig nicht zu erwarten. Dafür spreche auch, dass sowohl der Gesamtindex als auch die meisten EMI-Teilindizes in der Schrumpfungszone verharrten.

Frank RöschChefredakteur BIP und eSolution Report+49 6196 5828-155frank.roesch@bme.de