10.01.2023International

Unternehmen passen Lieferketten wegen Krisen an

AHK World Business Outlook: Die international aktive deutsche Wirtschaft reagiert mit konkreten Maßnahmen auf die geopolitischen Herausforderungen. Immer mehr Firmen erweitern ihr Lieferantennetzwerk unabhängig von der Region, in der sie international aktiv sind.
Die deutsche Außenwirtschaft sieht sich wachsenden geopolitischen Spannungen ausgesetzt, die auch Einkauf, Supply Chain Management und Logistik vor neue Herausforderungen stellen.© Peter Lindenau/pixabay.com

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben dazu geführt, dass deutsche Unternehmen sowohl ihre Lieferketten als auch ihre internationalen Standorte kritisch überprüfen. Das geht aus dem AHK World Business Outlook Herbst 2022 unter 3.100 deutschen Unternehmensstandorten in aller Welt hervor. Demnach reagiert die international aktive deutsche Wirtschaft mit konkreten Maßnahmen auf die geopolitischen Herausforderungen, teilt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) mit.

Jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) habe bereits neue oder zusätzliche Lieferanten für benötigte Rohstoffe, Vorprodukte oder Waren gefunden. Weitere 30 Prozent seien noch auf der Suche. Die Unternehmen erweiterten ihr Lieferantennetzwerk unabhängig von der Region, in der sie international aktiv sind. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich angesichts der enormen geopolitischen Risiken als erstaunlich anpassungs- und widerstandsfähig. Von Schockstarre der Wirtschaft keine Spur! Mit Hochdruck suchen die Unternehmen neue Lieferanten beziehungsweise versuchen die bestehenden zunehmend zu diversifizieren“, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Die Erhöhung der Resilienz in ihren globalen Lieferketten sei ein zentrales Motiv der Lieferanten-Suche: So gäben drei von fünf Unternehmen (62 Prozent) an, das Risiko von Ausfällen minimieren zu wollen. Dieser Wert werde nur überboten von dem Wunsch, die Kosten zu optimieren (64 Prozent). Aber auch ein einfacherer Zugang zu Rohstoffen beziehungsweise Vorleistungen (33 Prozent) sowie die Vermeidung von Handelshemmnissen oder die Erfüllung von Local-Content-Vorschriften (23 Prozent) spielten eine Rolle. Jedes achte Unternehmen (zwölf Prozent) nehme die Einhaltung europäischer Nachhaltigkeitspflichten bei der Lieferantensuche in den Blick. Insgesamt hätten sich die Lieferkettenstörungen zwar verbessert, sie seien aber noch längst nicht überwunden: 42 Prozent der Unternehmen geben Störungen in Lieferketten als das TOP-Geschäftsrisiko für die kommenden Monate an.

„Für den Einkauf hat die Einhaltung deutscher und europäischer Nachhaltigkeitspflichten bei der Lieferantensuche durch das am 1. Januar 2023 in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes enorm an Bedeutung gewonnen“, betont BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov. Es sei höchste Zeit für die deutschen Unternehmen, zu handeln und die Einhaltung von Standards bei sozialen Rahmenbedingungen und Umweltaspekten entlang der globalen Wertschöpfungsketten proaktiv anzugehen. Konkret gehe es für sie darum, ihre internationalen Wertschöpfungsketten auf den Prüfstand zu stellen. „Damit sorgen die Unternehmen für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit. Denn sie müssen sich immer tiefer mit zentralen Themen wie Lieferanten-Monitoring, Risikomanagement und Supply Chain Visibility auseinandersetzen“, so Melnikov weiter.

Frank RöschChefredakteur BIP und eSolution Report+49 6196 5828-155frank.roesch@bme.de