17.07.2023Politik & Wirtschaft

De-Risking statt De-Coupling ist das Gebot der Stunde

BME-Statement zur China-Strategie der Bundesregierung: Deutsche Unternehmen sollten sich nicht länger nur auf wenige Märkte oder sogar nur ein Herkunftsland bei Vor-, Zwischen- und Endprodukten konzentrieren. Sondst drohten gravierende Abhängigkeiten in kritischen Bereichen.
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„Die aktuelle China-Strategie der Bundesregierung soll den kritischen Blick deutscher Unternehmen bei Geschäften in der Volksrepublik schärfen. Das bedeutet aber nicht, sich vom chinesischen Markt dauerhaft abzukoppeln“, betont Riccardo Kurto, Leiter des BME-Büros China, in einer ersten Verbandsstellungnahme.

Der BME hat die Stellungnahme des Kabinetts Scholz zur künftigen Ausrichtung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen noch vor der parlamentarischen Sommerpause in Berlin erwartet. Deshalb beschäftigte er sich in den vergangenen Wochen bereits intensiv mit diesem wichtigen Thema.

Bereits im März 2023 stellte der BME-Expertenkreis China im Rahmen einer Sourcing-Analyse fest, dass De-Coupling kein realistischer Ansatz sei und dass sich hierdurch keine alternativen und stabilen Lieferantenoptionen herbeiführen lassen. Vielmehr stünden jetzt De-Risking sowie „China plus eins“ und damit die Diversifizierung der Lieferketten im Fokus der BME-Mitgliedsunternehmen. Ihnen sei klar, dass eine Konzentration auf wenige Märkte oder sogar nur ein Herkunftsland bei Vor-, Zwischen- und Endprodukten gravierende Abhängigkeiten in kritischen Bereichen zur Folge hätte.

China bleibt für viele Unternehmen von großer Bedeutung, nicht zuletzt wegen seines Anteils am Weltmarkt.

Riccardo KurtoLeiter des BME-Büros China

„Die im BME-Expertenkreis China organisierten 50 Unternehmen und Einkaufsverantwortlichen sprechen sich für ein verstärktes Multiple Sourcing aus. Als mögliche alternative Beschaffungsmärkte werden von ihnen vor allem die Länder Südostasiens und Osteuropas genannt“, so Kurto weiter.

Der ökonomische Wohlstand Deutschlands beruht in hohem Maße auf funktionierenden globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten. Gerade wegen der vielen internationalen Herausforderungen empfiehlt der BME, wirtschaftliche Abhängigkeiten im Lieferantenportfolio im Lichte geopolitischer Konflikte neu zu bewerten. Jedes Unternehmen sollte diese Analyse auf Basis verfügbarer Alternativen und seiner Position in der Lieferkette selbst vornehmen. Die von den Unternehmen zu treffenden Entscheidungen sollten ausschließlich diesen obliegen.

Riccardo KurtoLeiter BME-Büro China, Chinabeauftragter+49 6196 5828-143riccardo.kurto@bme.de